Interview mit Gregor Hermann
"Karate ist ein Teil von mir"
Der Karate Klub hat kürzlich sein 30-Jahre-Jubiläum gefeiert. Du bist seit Anbeginn dabei, davon über 30 Jahre als Lehrer. Was motiviert dich, mit immer gleich bleibendem Engagement zu trainieren und unterrichten?
Ganz einfach: Karate ist ein Teil von mir. Ich will meine Erfahrungen weitergeben und die Essenz des Karate vermitteln, das, was den Menschen körperlich und geistig prägt. Und ich will, dass meine Schüler den bestmöglichen Unterricht bekommen. Damit sie sagen können: Ja, genau das ist es! Das will ich machen.
Wie machst du einem Einsteiger Karate schmackhaft?
Indem ich ihn quäle! (lacht) Ganz nach Helmut Jarosch (Anm. d. Red.: Ein in den 70ern erfolgreicher Karateka der Schweizer Nationalmannschaft), der sagte: Was dich hart macht, macht dich nicht krank. Und meine 30jährige Erfahrung zeigt: Diejenigen, die geschunden wurden, haben durchgehalten. Und sie haben es dann auch richtig gut gemacht.
Und die Strategie des Leute-schindens zieht auch bei Anfängern?
Natürlich nicht bei jedem. Aber derjenige, der sich wirklich etwas abverlangt, legt auch ein entsprechendes Engagement an den Tag. Damit er das erreicht, was er sich zum Ziel gesetzt hat.
Was sind die Voraussetzungen für Karate?
Wille! Und natürlich auch Konzentration. Aber keinen aggressiven Charakter, wie viele meinen. Auch bestimmte physische Voraussetzungen sind nicht vonnöten. Denn in jedem Mensch steckt der Wunsch, besser als die anderen zu sein und mehr Leistung zu erbringen. Und den dafür nötigen Power generiert man am besten in einer Extremsituation. Deshalb sage ich auch immer: Mitbringen muss jemand nur das, was er wirklich will.
Welche Fähigkeiten eignet man sich mit Karate an?
Konzentration und körperliche Fitness. Man lernt, unter Extremsituationen Extremleistungen zu vollbringen und Kräfte zu mobilisieren, die im Unterbewusstsein in einem schlummern.
Was ist dein persönlicher Gewinn dabei?
Karate hat in meinem Leben einen riesigen Stellenwert, sonst würde ich es nicht schon 34 Jahre machen. Trainieren heisst für mich abschalten, in mich hineingehen und zu mir selbst finden. Karate ist Meditation. Gerade in Zeiten, in denen ich überlastet bin, hilft es mir, innerlich herunterzufahren. Sonst wüsste ich manchmal echt nicht wie weiter. Dank der extremen Entspannung, die ich dank Karate erfahre, kann ich danach gewisse Dinge wieder mit neuen Augen betrachten.
Wie bist du zu Karate gekommen?
Das kann ich nicht mehr genau sagen. Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich vor Karate geboxt habe. Und einmal haute ich jemandem eins auf auf die Nase und musste mir anhören, man wolle keine Wirtshausschläger. Etwa zu der Zeit kam mir zu Ohren, dass in Schaan ein Karate Klub gegründet worden war, und da bin ich dann eingetreten.
Wie oft muss man trainieren, um auf einen grünen Zweig zu kommen?
Optimal sind zwei bis drei Mal pro Woche. Und mit jedem zusätzlichen Training wird die Routine grösser. Die Motivation steigt und das Selbstvertrauen auch.
Warst du im Alltag schon froh um deine Karatekünste?
Schon ein paar Mal - obwohl ich das ja eigentlich nicht sagen sollte. Doch es ist natürlich kein schlechtes Gefühl, wenn man einer brenzligen Situation nicht aus dem Weg gehen muss. Aber ich habe nicht Karate gelernt, damit ich mich vom Rest der Welt verteidigen kann. Sondern ganz klar, weil ich den Kampfsport liebe.
Was sind für dich die unvergesslichen Momente im Karate?
Einerseits die Stunden einsamen Trainings, andererseits aber die Europameisterschaften und Länderkämpfe. An diesen Anlässen kommt es immer wieder zu Glücksbegegnungen mit Gleichgesinnten, die zu Freunden werden. Karate verbindet – Menschen und Kulturen.